Page 113 - GVM Limmattal Ausgabe 2 2021/22
P. 113

 EINE ARBEIT
FÜR DIE EWIGKEIT
Steinmetz/in: In den Vorstellungen vieler tauchen bei dem Begriff vielleicht noch Hammer und Meissel auf. Viel eher wird der Alltag von SteinmetzInnen heutzutage aber von Presslufthammer und Flex geprägt, wie wir von Marlena Senne, Schweizermeisterin an den SwissSkills 2020, vernehmen können. An Vielseitigkeit hat ihr Beruf aber darum kein bisschen eingebüsst.
MARLENA SENNE
KUSTER J. & A. STEINBRÜCHE AG BÄCH CHAMPION SWISSSKILLS 2020
gemacht.» Ein weiterer toller Aspekt der Arbeit auf der Baustelle ist, dass man besonders nah an das jeweilige Gebäude rankommt. Plötzlich entdeckt man sehr viel mehr Schönes und Eindrückliches, was einem beim Vorbeigehen von der Strasse aus wohl entgangen wäre, und entwickelt so noch einmal eine ganz andere Perspektive auf das Bau- werk.
Wie sind Sie auf diese doch eher ungewöhnliche Berufswahl gekommen?
Ich hatte schon früh eine Faszination für Eis- und Schneefiguren und -skulpturen. Jemand riet mir darum, das Modellieren und Gestalten auch am Stein auszuprobieren und eine Schnupperlehre zu machen – was ich dann auch tat und was mir sehr gut gefiel. Darauf habe ich im selben Betrieb gleich die Lehre gemacht.
Sicher ist auch das kreative Element sehr wich- tig bei Ihrer Arbeit. Wo können Sie sich da am meisten einbringen?
Bei vielen Objekten sind die Vorgaben durch die genauen Kundenvorstellungen halt schon gege- ben, aber vor allem bei Vogelbädli und Reliefs auf Grabsteinen kann ich auch kreativ werden. Bei letzteren wird zuerst mit Ton modelliert und dann abgegipst, ein spannender Prozess. Hier kann ich mich wirklich auch selber einbringen.
Gibt es einen Aspekt Ihrer Arbeit, den Sie in Zu- kunft noch vertiefen wollen?
Ich liebe die Arbeit an historischen Gebäuden. Wir haben zum Beispiel gerade beim Hauptgebäude der Post in Zug die Fassade restauriert. Ich werde darum noch eine Weiterbildung machen zur Handwerkerin Denkmalpflege.
Wir danken Frau Senne ganz herzlich für das spannende Interview und wünschen ihr alles Gute für die Zukunft!
Frau Senne, wie haben Sie Ihre von Erfolg ge- krönte Teilnahme an den Wettbewerben letztes Jahr erlebt?
Es war toll – die Gegend rund um Schmerikon, wo die Wettbewerbe stattfanden, ist wunderschön, vor allem mit der Lage am See. Wir waren eine kleine Gruppe, darum war die Stimmung sehr fa- miliär, und am Abend hatten wir auch jeweils Zeit, um zum Beispiel im See schwimmen zu gehen.
Wie muss man sich die Arbeit da vorstellen?
Wir haben Steinblöcke bearbeitet, wie wir es auch sonst im Berufsalltag tun. Geschnitten wurde mit der Flex, die Detailarbeit wurde mit dem Pressluft- hammer erledigt, da die Flex auf Dauer zu laut war. Ich arbeite sowieso viel lieber mit dem Pressluft- hammer, ich finde es viel schöner, damit den Stein zu bearbeiten.
Wie sah die Vorbereitung auf die SwissSkills bei Ihnen aus?
Ich musste mich beim Trainieren einfach vor allem noch stärker an das Arbeiten mit dem Pressluft- hammer gewöhnen, habe die Werkzeuge dafür von meinem Betrieb bekommen und konnte mich
austoben – ansonsten war da aber nichts Speziel- les dabei. Wir haben im Vorfeld natürlich nicht gewusst, was für ein Objekt genau gefragt sein würde, aber ich hatte durch die Arbeit im Betrieb ja schon viel Erfahrungen mit der Arbeit mit Natur- und Sandstein und den Formen, die daraus geschnitten werden können. Mit dem Sandstein hatte ich quasi ein Heimspiel – der wird in einem Steinbruch von meinem Betrieb, der Kuster J. & A. Steinbrüche AG Bäch, abgebaut und verarbeitet.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit besonders?
Klar das handwerkliche Arbeiten und dass man des Öfteren draussen ist. Aber ich mag auch das Arbeiten für mich alleine in der Werkstatt, wo ich mich wirklich in das Gestalten mit dem Stein vertiefen kann. Das tatsächliche Bearbeiten des Steins zum Beispiel mache ich lieber im Werk als direkt auf der Baustelle. Und man sieht die Arbeit, die man getan hat, auch wirklich vor sich am Ende. So konnte ich zum Beispiel an einer Brücke in Appenzell sogar meine Initialen in den Stein gravieren. Das ist ein schöner Moment, wenn man später wieder davorsteht und weiss: «Das habe ich
BETRIEBE
  1131
INTERVIEW
TOP
LEHR-
W







































































   111   112   113   114   115